Vegane Rohkost im Winter - Worauf ist zu achten
Wie jeder weiß, steht die kalte Jahrezeit mal wieder an. Zeit sich also Gedanken zu machen, wie man als veganer Rohköstler gut durch den Winter kommt, dabei nicht friert und und seinen Körper auch nicht auskühlt. Hierbei ist es natürlich Ansichtssache, ob man auch im Winter auf "100% Rohkost" Wert legt. Ich persönlich liebe es im Winter eine warme Suppe oder Eintopf zu essen. Für mich ist es dann auch völlig ok, da gelegentlich mal eine Ausnahme zu machen.
Wichtig ist ja, dass man sich selbst treu bleibt und sich auch nicht bis zum "get-no" kasteit. Das wäre ebenso ungesund und das wollen wir ja vermeiden. Und wo wir schon beim Thema Suppe sind, gibt es auch hervorragende Rohkost-Suppen. Denn Rohkost bedeutet schließlich nicht gleich "kalt", denn als "Rohkost" bezeichnet man Lebensmittel die nicht über 42° C erhitzt wurden, also durchaus auch warm serviert werden können.
Wie gewinnt der Körper Energie?
Der universelle Energielieferant des menschlichen Körpers ist das sogenannte ATP (Adenosintriphosphat). Bereitstellen kann der Körper das auf unterschiedlichem Weg:
- über den Kohlenhydratstoffwechsel
- über den Fettstoffwechsel
Bei den meisten Menschen wird ATP ganzjährig über den Kohlenhydratstoffwechsel bereitgestellt. Schaut man jedoch etwas weiter in die Vergangenheit, war das mit Sicherheit nicht immer so. Gerade in unseren Breitengraden hatte man es schwer in den Wintermonaten Kohlenhydratlieferanten, wie Früchte, Kräuter und Gräser zu finden. Man ist ausgewichen auf das was unter der Erde zu finden war und hat sich Nüssen und Samen bedient, um auf diese Weise den Kohlenhydratanteil zu decken. Es ist also anzunehmen, dass in dieser Zeit die Energie hauptsächlich über den Fettstoffwechsel gewonnen wurde. Dazu ist der Körper ausserdem in der Lage zum Wärmen eigene Reserven zu nutzen. So wird er diese auch in der Vergangenheit in Form von "kleinen Fettpölsterchen" genutzt haben, die dann im Frühling wieder verschwanden. Dass der Körper im Winter anfängt zu "bunkern" scheint also evolutionär verankert zu sein. Soviel zur geschichlichen Theorie.
Konträre Ansichten zum High Fat Konsum
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass es in der Rohkost äusserst konträre Ansichten zum Thema "Fett" gibt. Schaut man sich beispielsweise die 801010 Rohkost an, welche ihre Energie zum Hauptteil aus den Kohlenhydraten der Früchte bereitstellt, wäre eine "fettreiche" Ernährung im Winter vermutlich der absolute Frevel. Ich will mich hier aber auf die Ansätze beschränken, welche auch im Rohkostwiki beschrieben werden. Ich persönlich habe mit Fett nicht so die Probleme. Wobei sich mein Fettkonsum auch in Grenzen hält. Aufgrund meiner MS-Erkrankung achte ich natürlich immer auf eine optimale Omega-3 - Omega-6 Balance. Mit Omega-3 versorge ich mich überwiegend aus Chia-, Lein- und Hanfsamen und dessen Ölen. Im Winter esse ich ab und zu auch gerne mal Walnüsse. Generell bin ich aber nicht so der Nussfan und halte meinen Konsum da eher flach. Die großen Fettprobleme sind jedenfalls ausgeblieben. Im Rohkostwiki werden auch Tropenfrüchte genannt, die sich für den Winter eignen sollen. Zu nennen wären da im speziellen tropische Früchte, wie Bananen, Brotbaumfrucht, Cempedak, Datteln, Durian und Mangos. Diese haben sich laut Beobachtungen als besonders wärmend im Winter erwiesen.
Erhöhter Eiweiss- und Fettbedarf
Es scheint also so, dass die grösste wärmende Wirkung durch die Aufnahme von Fetten und Eiweissen herbeigeführt wird. Der Körper passt seinen Rhythmus der jeweiligen Jahreszeit an und wechselt im Winter in den Zustand der Ketose, hervorgerufen durch eben diese erhöhte Aufnahme von Proteinen und Fetten.
Tipps wie man den Körper in der Winterzeit mit Rohkost warmhalten kann
Zu allererst sollte man mit dem Dogma aufräumen, dass nicht jedes warme Essen automatisch den Körper wärmt. Es gibt aber durchaus "wärmende" Lebensmittel. Obwohl der Vergleich an dieser Stelle nicht ganz passt, lohnt sich ein Blick auf die 5 Elemente Küche der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), in der auch kategorisiert wird in heiße, warme, neutrale, kühle und kalte Nahrungsmittel. Es gilt die Faustregel: "Iss was Dich wärmt und halte Dich im Winter fern von Extremen". Als ungünstig extrem erweisen sich in diesem Fall "zu kalte" und "zu heiße" Speisen. Alles rund um die goldene Mitte ist ok.
Das ist insofern auch logisch, wenn man sich genau anschaut, was innerhalb der jeweiligen Jahreszeit in der lokalen Umgebung alles so verfügbar ist. Da wird man im Winter draussen kaum Tomaten, Melonen oder Erdbeeren finden. Im der kalten Jahrezeit gibt es dann eher Wurzelgemüse und Knollengewäche. Die Klassiker wären da Pastinaken, Rote Beete, Kohlrabi, Karotten, Kollensellerie, Topinambur oder Zwiebeln. In dem Buch "Die Heilnahrung" von Michael Delias wird zusätzlich empfohlen das Wurzelgemüse ein paar Tage liegen zu lassen, dass dieses zum Zeitpunkt des Verzehrs nicht mehr so wasserhaltig ist. Das ist natürlich nicht gleichbedeutend damit, dass man im Winter den Wasserkonsum einschränken sollte. Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, nur halt nicht mit dem kühlendem Effekt aus Obst und Gemüse. Sein Trinkwasser sollte man in erwärmten Zustand zu sich nehmen. Ich persönlich schwenke im Winter gerne auf Tee um. Die gefüllte Kanne steht beim Arbeiten immer griffbereit auf dem Schreibtisch.
Auch auf herzhaftes Blattgemüse braucht man in der kalten Jahreszeit nicht zu verzichten. Zu nennen wären da Grünkohl, Chicorée, Feldsalat, Rucola, Endivie, Winterpostelein oder Weisskohl. Nüsse und Samen stehen im Winter ebenfalls hoch im Kurs. Wer wertvolle Vitamine in frischer Form zu sich nehmen möchte, braucht auch darauf in der Winterzeit nicht zu verzichten. Auf der heimischen Fensterbank kann man spielend leicht Sprossen selbst züchten. Ich habe mir eigens zu diesem Zweck ein paar Sprossengläser und einen Sprossenturm angeschafft.
Um das ganze schliesslich abzurunden, sei noch die breite Palette an wärmenden Gewürzen genannt. Und da gibt es wirklich eine Menge. Dazu zählen Klassiker wie Ingwer oder Cayenne, jedoch ebenso Pfeffer, Zimt, Nelken oder Knoblauch.
Ich persönlich befürworte es sehr, wenn man beabsichtigt seine Essgewohnheiten den Gegebenheiten der Saison anzupassen. Auf diese Weise unterstützt man die lokalen Bauern und man tut der Umwelt einen guten Dienst. Importierte Waren müssen schliesslich nicht immer tausende Kilometer zurücklegen, um die schier grenzenlosen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen.
Eine warme Mahlzeit aus dem Dehydrator
Ein hervorragendes Instrument, im Winter eine warme Rohkostmahlzeit herzustellen, ist die Zubereitung in einem Lebensmitteltrockner (Dehydrator). Man kann damit seine Speisen leicht aufwärmen. Solange diese dann unter 42° C bleiben, bezeichnet man es als rohköstliche Speise in denen Enzyme, Vitamine, Mineralien und andere Vitalstoffe in ihrer Fülle vorhanden bleiben.
Ich habe dieses Jahr schon einige Suppen in unserem Dörrgerät ausprobiert. Funktioniert prima! Zum Thema Suppe kann man sich natürlich auch mit einem Hochleistungsmixer behelfen. Durch die Reibung, die in dem Hochgeschwindigkeitsmixer entsteht, können die Speisen ebenso erwärmt werden. Allerdings sollten Rohkosthardliner dann zwischendurch immer mal das Thermometer reinhalten, damit die Angelegenheit nicht überhitzt. :) Wer keinen Dehydrator besitzt, kann auch den Backofen auf kleinster Stufe einstellen und die Speise dann bei geöffneter Klappe erwärmen. Einen interessanten Tipp fand ich im Rohkost-Blog von Rafael Järmann. Er schreibt, dass man idealerweise seine Teller vorwärmen sollte. Guter Tipp! Er schreibt außerdem, dass man die Speisen generell nicht direkt aus dem Kühlschrank essen, sondern erst einige Zeit auf der Theke liegen lassen sollte, um die Angelegenheit erst einmal etwas aufzuwärmen. Klare Sache eigentlich! :)
Fazit
Auch für Rohköstler gibt es Methoden die kalten Wintertage gut zu überstehen. Wie ich eingangs erwähnt habe, liebe ich Suppen und Eintöpfe über alles und gestehe mir zwischendurch gerne eine Ausnahme zu. Ich integriere also auch Gekochtes in meinen überwiegend rohköstlichen Lebensstil und ich stehe zu meinem Genuss. Über die Jahre habe ich meinen Körper ganz gut kennenlernen dürfen und weiss mittlerweile was mir zu gebener Zeit gut tut und was nicht. Aber das soll letztendlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich hoffe euch hat dieser kleine Überblick gefallen. Heute ist zwar noch ein sehr warmer Herbsttag, ich wünsche trotzdem allen eine kuschelige bevorstehende Winterzeit.