Grüße aus der Zelle - Anti-Aging durch NF-kappa-B
Zur Zeit interessiere ich mich sehr für das Innenleben der Zellen und ich muss zugeben, dass mich diese Welt jeden Tag aufs Neue fasziniert. Heute möchte ich euch über einen relativ neuen Artikel (aus Mai 2013) berichten, über den ich vor kurzem gestolpert bin und in dem es um weitere, ergänzende Erkenntnisse zum Thema Anti-Aging geht. Genauer gesagt geht es um die zentrale Rolle des Transkriptionsfaktors NF-κB im Zusammenhang mit Zelldegeneration und Alterungsprozessen. Da dieses Thema sehr kompliziert ist, versuche ich das einfach mal in relativ einfache Worte zu fassen. Ich hoffe, dass es mir gelingt. :)
Der Transkriptionsfaktor NF-κB
Hier haben wir wieder einmal so ein "kompliziertes wissenschaftliches Wortgeflecht" vor der Nase, von dem vermutlich noch kein Normalsterblicher je etwas gehört hat. Worum dreht es sich dabei also genau? NF-κB bedeutet ausgeschrieben: nuclear factor 'kappa-light-chain-enhancer' of activated B-cells und man versteht darunter einen spezifischen Transkriptionsfaktor, der praktisch in allen Zelltypen und Geweben vorkommt.
Dazu ist es natürlich auch wichtig zu wissen, was Transkription bedeutet. Bei der Transkription wird quasi ein Gen abgelesen und als RNS-Molekül vervielfältigt, das heißt ein spezifischer DNA-Abschnitt dient als Vorlage (Template) zur Synthese eines neuen RNA-Strangs.
Die Transkriptionsfaktoren sind für die Initiation der Transkription verantwortlich. Der Transkriptionsfaktor NF-κB im speziellen ist von großer Bedeutung für die Regulation der Immunantwort, der Zellproliferation und des Zelltodes. Wird NF-κB aktiviert, ist er einer der Hauptmitspieler bei der Entstehung von Entzündungen. In der Regel sind Entzündungsreaktionen ja eine korrekte Reaktion der Zellen gegen Aggressoren von Außen. In manchen Fällen reagiert das System jedoch dauerhaft mit Entzündungen und das kann dann zu chronischen Ausprägungen, Krankheitsbildern und letztendlich Zelldegeneration führen. Deshalb sind mögliche Einflussnahmen auf NF-κB schon seit längerem Gegenstand der Forschung.
Mikroglia als Epizentrum des Alterungsprozesses
Dr. Dongsheng Cai, Professor für Molekular-Pharmakologie am Albert Einstein College of Medicine in New York hat mit seinem Team in Versuchen mit Mäusen herausgefunden, dass speziell im Hypothalamus (Mikroglia), der Region, welche das Wachstum, die Reproduktion und den Stoffwechsel kontrollieren, offenbar auch Alterungsprozesse gesteuert werden. In diesem Bereich des Gehirns konnte bei alternden Mäusen eine höhere Aktivität von NF-kappa-ß beobachtet werden.
Injizierte man nun den Mäusen eine Substanz, welche die NF-κB Aktivität hemmte, lebten diese Tiere länger, wurde hingegen die Aktivität stimuliert, starben sie früher. Das ist insofern interessant, da selbst bei Tieren "mittleren Alters" derartige Erfolge erzielt werden konnten. Insgesamt konnte die Lebensspanne der Tiere in der mittleren Lebensspanne um ca. 23% verlängert werden, in der maximalen Lebensspanne um ca. 20%. David Sinclair, ein Molekularbiologe der Harvard School of Medicine in Boston, sprach von einem „major break-through in ageing research“. Zur Zeit sind die medizinischen Möglichkeiten da aber noch wenig praktikabel, da die entsprechende Substanz im Prinzip direkt ins Gehirn gespritzt werden müsste. das ist natürlich nicht sonderlich motivierend.
Durch ein derartiges Ausbremsen der Zelldegeneration ist Anti-Aging natürlich ein angenehmer Nebeneffekt. Wie auch immer, so langsam beginne ich jedenfalls die Zusammenhänge zu verstehen, was man schon allein durch einen guten Ernährungs- und Lebensstil alles erreichen kann. Die Bestätigung findet sich letztendlich in der Gesundheit der Zellen. Man ist quasi der Meister seines eigenen Zelluniversums. Und dieses Zelluniversum sollte selbstverständlich gehegt und gepflegt werden. :)
Wieder einmal die AGEs
Weiteren Aufschluss gibt auch ein Artikel aus dem Jahre 2002 von Dr. Angelika Bierhaus und Prof. Dr. Peter Nawroth in dem es um das Thema AGEs ging. Über AGEs habe ich ja in einem anderen Blogartikel bereits berichtet. Nur wird mit dem Artikel von Dr. Bierhaus und Dr. Nawroth die ganze Angelegenheit noch etwas kompletter. Auch hier geht es um die Rolle des Transkriptionsfaktor NF-kB. Nur war seinerzeits der Ansatz ein etwas anderer.
Wie in meinem Blogartikel über AGEs bereits beschrieben, werden die AGEs (Advanced Glycation Endproducts) mit zahlreichen natürlichen und krankhaften Vorgängen in Verbindung gebracht. Zur Erinnerung: AGEs entstehen wenn Zucker und Eiweissmoleküle miteinander reagieren. Bei zunehmender Hitze der Nahrungsmittel wird diese Reaktion noch beschleunigt. Die AGEs häufen sich dann auf lange Sicht im Körper an. Sowohl während des "normalen" Alterungsprozesses und bei degenerativen Erkrankungen wird also eine verstärke AGE Bildung beobachtet.
Die "Zellrezeptoren" auf den Zellmembranen die AGEs an sich binden können, nennen sich RAGEs (Rezeptoren für AGEs). Sie kommen auf nahezu allen Zellen des menschlichen Organismus vor und sind fähig, fast alle bisher untersuchten AGEs zu erkennen und an sich zu binden. Diese Rezeptoren sind so in der Zellmembran verankert, dass ein kleiner extrazellulärer Teil aus der Membran herausragt, während der innere Teil zur Zellmitte weist. Dockt jetzt ein AGE an so einen Rezeptor an, so wird die Zelle im Inneren über die Anwesenheit der gebundenen Substanz informiert. Im folgenden wird dann eine ganze Kaskade von Vorgängen ausgelöst. Das ganze funktioniert sozusagen wie ein perfektes Nachrichtensystem.
Zelle unter Dauerfeuer!
Eine besonders schnell handelnde Exekutivgruppe sind die Transkriptionsfaktoren. Ganz vorne dabei ist (wie nicht anders zu erwarten) der "Transkriptionsfaktor NF-κB". Da wir ja nun wissen, dass der Körper Schwierigkeiten hat AGEs wieder auszuscheiden, lagern sich diese im Laufe des Lebens mehr und mehr im Körper ab. Auf diese Weise befinden sich die Zellen dann irgendwann in einem andauernden Notrufzustand. NF-κB ist permanent aktiviert und löst somit auch ständig Entzündungsreaktionen aus. Das äussert sich letztendlich in chronischen Erkrankungen, Zelldegeneration und Alterungsprozessen.
Interessanterweise haben auch Bierhaus und Nawroth herausgefunden, dass sich die Lebenszeit verlängern lässt, wenn man versucht die durch AGE, RAGE und Sauerstoffradikale ausgelöste überschießende NF-kB-Aktivierung in Zellen mit Medikamenten zu kontrollieren. Ich will hier auch nicht weiter ins Detail gehen, da die Materie kompliziert genug ist. Diese Zusammenhänge sollten alle Mal ausreichen, um zu begreifen, wie wichtig die Zellgesundheit für uns ist. Letztendlich kann man ja schon allein durch eine Erhöhung des Frischkostanteils und die richtigen Nahrungsgmittelkombinationen AGEs relativ erfolgreich reduzieren und somit die Zellen ein Stück weit gesünder halten.
Ich fände es ja sinnvoll, wenn man die Erkenntnisse aus beiden Forschungen zusammenführen würde. Aber wer weiss, vielleicht existieren da ja schon Kooperationen. Wünschenswert wäre es. Für mich ist es auf jeden Fall ein weiterer Baustein im Sammelsurium zum Wissen um die Zelldegeneration und ich werde mit Sicherheit auch an "diesem" Thema weiter dran bleiben.