Eliminationsdiät - Ausschlussdiät bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Ich wurde des Öfteren schon gefragt, auf welche Weise ich denn die ganzen Nahrungsmittel aufgespürt habe, welche in der Vergangenheit so viele Probleme bereiteten. Das war eigentlich gar nicht so schwierig. Man sollte jedoch bei der Detektivarbeit einige Dinge beachten.
Zunächst hätte ich gar nicht vermutet, dass so viele meiner Beschwerden auf eine latente Nahrungsmittelunverträglichkeit zurückzuführen sind. Ich hatte viel zu lange in die falsche Richtung gesucht, da bei einem Allergietest auf meiner Haut überhaupt nichts festzustellen war. Somit hatte ich anfangs auch keinen Verdacht geschöpft. Später habe ich dann verstanden, dass das Hauptproblem in meinem Darm zu finden ist. Nach langer Odyssee wurde dann Zöliakie bei mir festgestellt.
Das ist eine Abwehrreaktion gegen Gluten, welche ohne Einhaltung einer Diät auf lange Sicht die Dünndarmzotten zerstören kann. Bei mir war diese Erkrankung aber nicht rein auf Darmbeschwerden beschränkt, sondern noch mit einer ganzen Reihe anderer Beschwerden verbunden. Diese mündeten aber alle in der Zöliakie.
Allergien versus Unverträglichkeiten
Vielleicht ist es ganz interessant zu wissen, dass Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten im Fachjargon nicht dasselbe sind. Grundsätzlich unterscheidet man ob immunologische oder nicht-immunologische Abwehrreaktionen dabei eine Rolle spielen.
Immunologische Reaktionen
Zu den immunologischen Reaktionen zählt die typische Nahrungsmittelallergie. Nach wiederholtem Kontakt kommt es zu Symptomen. Hierbei unterscheidet man 2 Formen:
- IgE-vermittelte Reaktionen (Soforttyp-Reaktionen)
- IgE-unabhängige Reaktionen (IgA oder IgG-vermittelt): Zöliakie
Nicht-immunologische Reaktionen
- Resorptionsbedingte Intoleranzen (Transporterdefekte - intestinale Fructoseintoleranz)
- Enzymatische Intoleranzen (Enzymdefekte - Laktoseintoleranz, heriditäre Fructoseintoleranz, Galactose Intoleranz, Histamin Intoleranz, Saccharoseintoleranz
- Pharmakologische Nahrungsmittelintoleranzen (Substanzen in Nahrungsmitteln, die pharmakologisch aktiv wirken, z.B. Biogene Amine, Glutamate, Koffein, o.ä.)
- Pseudoallergien auf Nahrungsmittelzusätze (unspezifische Aktivierung und Degranulierung von Mastzellen, ausgelöst z.b. durch Lektine, Salicylate, Konservierungsstoffe, Säuerungsmittel, best. Medikamente, Farbstoffe, Emulgatoren, Sulfite, o.ä.)
Alle Klarheiten beseitigt?
Das ist jetzt vielleicht alles etwas viel auf einmal. Jedoch sollte dieses Basiswissen vorhanden sein, um später im Detail einschätzen zu können, in welche Ecke die jeweilige Unverträglichkeit gehört. Wichtig ist zu verstehen, dass eine gute Gesundheit in der Regel mit einem gesunden Darm zusammenhängt. Leider ist es bei vielen Menschen mit der Darmgesundheit nicht allzu gut bestellt. Die Ursachen hierfür sind (wie so) oft in der Ernährungsweise zu finden. Eine ungünstige Ernährung kann auf lange Sicht die Darmfunktion in ein krankmachendes Ungleichgewicht führen. Das kann sich dann in Problemen äußern wie:
- Enzymdefizite
- Störungen der Darmflora
- Darmträgheit
- Verminderte Entgiftungstätigkeit
- Durchlässige Darmwände (Leaky Gut Syndrom)
- Entzündungen
Ist der Darm erst einmal auf diese Weise belastet, kann das eine Vielzahl von weiteren Beschwerden auslösen. Ich konnte es selbst kaum glauben, aber das hängt scheinbar alles irgendwie zusammen. Um das ganze zu komplettieren führe ich hier beispielhaft eine Liste von Erkrankungen auf, welche u.a. auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten und andere gastrointestinale Störungen zurückgeführt werden können:
- Arthritis
- Astma, Allergien *1, *2
- Arteriosklerose und andere kardiovaskuläre Erkrankungen *5, *6, *7
- Autoimmunkrankheiten *3
- Hautprobleme *4
- Neurodegenerative Erkrankungen, wie z.B. Demenz *8
- Psychische Befindlichheitsstörungen
- ADHS
- Migräne
- Nierenprobleme *9, *10, *11
In meinem Fall hatte ich ganz stark mit Hautproblemem zu kämpfen (Ekzeme und Kopfhautjucken). Zwischendurch meldete sich auch immer mal wieder eine fürchterliche Migräne. Dazu hatte ich ständig Gelenkschmerzen und meine Nase war ewig verstopft. Derartige Symptome kommen einigen mit Sicherheit bekannt vor. Den Darm also wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sollte hier Priorität bekommen. Möglicherweise lösen sich dann viele andere kleine Wehwehchen in Wohlgefallen auf.
Dazu sind jedoch einige Schritte notwendig, wie
- dem Herausfinden der schädlichen Substanzen,
- einer vernünftigen Entgiftung des Darms (Darmsanierung, Darmreinigung)
- der damit einhergehenden Symbioselenkung der Darmbakterien
- und schliesslich ein Zuführen der fehlenden / richtigen Nährstoffe.
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Um die Erfolge dann nicht gleich wieder zunichte zu machen, ist es ratsam auf eine gesündere Ernährung umzustellen. Von diesen ganzen Schritten schauen wir uns aber heute nur den Teil an, wie man relativ effektiv die krankmachenden Substanzen in der Nahrung aufspüren kann.
Wer nebenbei keine Probleme mit englischsprachiger Literatur hat, dem empfehle ich das Buch "The Ultramind Solution" von Dr. Mark Hyman.
In dem Buch wird ziemlich gut erklärt, wie Darmgesundheit mit dem Körper und vor allem mit der Gehirngesundheit zusammenhängt. Eine vergleichbar gute Lektüre zu diesem Thema konnte ich jedenfalls auf dem deutschsprachigen Buchmarkt nicht ausmachen.
Die Eliminationsdiät, bzw. Ausschlussdiät
Eine Eliminationsdiät / Ausschlussdiät macht für diejenigen Sinn, die sich, aufgrund von Beschwerden des Verdauungstraktes, nach entsprechenden krankmachenden Substanzen auf die Suche machen müssen. Zu etwas anderem sollte die Diät auch nicht angewendet werden. Mit Sicherheit gibt es verschiedene Ansätze zu Eliminationsdiäten. In meinem Fall erschien es mir sinnvoll erst einmal "alle" Nahrungsmitteltypen aus meinem Ernährungsplan zu streichen, von denen bekannt ist, dass diese zuweilen Problemen bereiten. Hier eine Übersicht der auszuklammenden Nahrungsmitteltypen:
- Glutenhaltige Nahrungsmittel
- Milchprodukte
- Soja
- Eier
- Mais
- Rind
- Schwein
- Huhn
- Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen)
- Zitrusfrüchte
- Nüsse
- Nachtschattengewächse (Kartoffeln, Tomaten, Auberginen, o.ä.)
Keine Sorge, es bleibt noch eine Menge übrig, was man trotzdem noch essen kann. Ich bin zwar auf der veganen Rohkost-Schiene unterwegs, aber bei der Anfangs-Eliminationsdiät könnte man durchaus auch Fisch und einige Fleischsorten integrieren. "Wegrationalisieren" kann man später immer noch. Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht das Ganze etwas besser:
Kann eingeklammert werden | Sollte ausgeklammert werden | |
---|---|---|
Früchte | Im Prizip alle frischen Früchte | Zitrusfrüchte (Zitronen, Orangen, Grapefruit, Limetten, etc.) |
Gemüse | Im Prinzip alles an frischem Gemüse und Salaten (roh, gekocht, geröstet) | Tomaten, Aubergine, Kartoffeln (Süsskartoffeln und Yams sind ok) |
Stärke | Reis*, Buchweizen* | Alle glutenhaltigen Nahrungsmittel (Weizen, Gerste, Dinkel, Kamut, Roggen, Hafer, o.ä.) sowie Mais |
Hülsenfrüchte | Soyabohnen, Tempeh, Soyamilch, alle Bohnen, Linsen, Erbsen | |
Nüsse und Samen | Alle Nüsse und Samen | |
Fleisch und Fisch | Pute, Lamm, Wild, Fisch | Schwein, Lamm, Huhn, Dosenfleisch, Schinken, Aufschnitt, Wurst, Schalentiere sowie Soya-Fleischersatzprodukte |
Milchprodukte | ungesüsste Reismilch, Mandelmilch, Kokosnussmilch | Milch, Käse, Hüttenkäse, Sahne, Joghurt, Butter, Eiscreme, Eier |
Fette | Kaltgepresstes Olivenöl, Leinöl | Margarine, Butter, hydrierte Pflanzenöle, künstlich gehärtete Fette (Transfette), Mayonnaise |
Getränke | reines Wasser ohne Kohlensäue, unkritische Teesorten (Roibos, o.a.) | Alkohol, koffeinhaltige Getränke (Kaffee, schwarzer Tee, grüner Tee, Soda) |
Gewürze und Kräuter | Meersalz, frischer Pfeffer, frische Kräuter und Gewürze (z.B. Knoblauch, Kurkuma, Dill, Ingwer, Oergano, Petersilie, Rosmarin, Thymian, Kümmel) | Schokolade, Ketchup, Senf, Würzmischungen, Chutneys, Soya Sauce, Barbecue Sosse, Essig |
Süsses | z.B. Stevia | weisser oder brauner Zucker, Honig, Sirup, sonstige Süßspeisen |
* sollten bei Verdacht auf eine Getreideunverträglichkeit evtl. auch ausgeklammert werden
Diese Liste sollte als kleiner Wegweiser ausreichen, um die wesentlichen Übeltäter ausmachen zu können. Letztendlich ist experimentieren dabei die halbe Miete. Als kleiner Tipp empfielt es sich zusätzlich "die" Nahrungsmittel rauszulassen, welche bislang auch sehr häufig gegessen wurden. Oftmals entwickelt der Körper nämlich auch gegen diese Nahrungsmittel Unverträglichkeiten. Außerdem sollte während dieser Zeit ausreichend getrunken werden (2-4 L stilles Wasser täglich).
Wie lange sollte man die Diät einhalten
Hierbei gibt es keine strikten Zeiträume. Bei Kinder beispielsweise erhält man meistens schon nach 7 Tagen Hinweise auf die krankmachenden Nahrungsmittel. Bei Erwachsenen könnte jedoch ein Zeitraum von 4 Wochen notwendig sein. Ihr solltet das Ganze nicht unnötig verkomplizieren und euch schon gar nicht während dieser Zeit über Kalorienmangel Sorgen machen. Schließlich geht es in erster Linie darum etwas "gegen" die Unverträglichkeiten und damit "für" eure Gesundheit zu tun.
Und wie geht es weiter?
Selbstverständlich bedeutet so eine Diät nicht, dass die ganzen kritischen Nahrungsmittel "nie" wieder gegessen werden dürfen. Das wäre ja Unsinn! Nach der Eliminationsphase kann man nach und nach jeweils ein Lebensmittel wieder in den Ernährungsplan mit aufnehmen. Dazwischen sollte man immer 2 Tage Pause lassen und das Befinden während dieser Zeit protokollieren. Man findet dann relativ schnell heraus was vertragen wird und was nicht.
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Es ist auch ratsam jede noch so kleine Minisymptomatik mit ins Protokoll aufzunehmen. Dazu gehören dann auch solche Dinge wie Schlafprobleme, Herzklopfen, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Blähungen, Naselaufen, Räuspern, Hitzewallungen usw.. Oftmals nimmt man solche Dinge nämlich als selbstverständlich hin und schenkt diesen dann aus Gewohnheit irgendwann keine Beachtung mehr. Das sollte so aber nicht sein. Es macht Sinn sich auf solche Kleinigkeiten wieder zu sensibilisieren. Das schärft den Geist und ist für den Erfolg der Diät sicherlich effektiver.
Soviel zu der Theorie! Ich hoffe dass ich euch zur Eliminationsdiät ein paar nützliche Tipps geben konnte und dass ihr danach etwas mehr Klarheit habt, welche Nahrungsmittel tatsächlich die unerwünschten Probleme ausgelöst haben. Wichtig ist, dass man dabei gut beobachtet, alles gut protokolliert und die Diät auch diszipliniert bis zum Ende durchzieht. Auf diese Weise holt ihr das Meiste für euch heraus. In schwerwiegenden Fällen empfielt es sich jedoch derartige Vorhaben mit professioneller Unterstützung eines Arztes oder Heilpraktikers durchzuführen und nicht einfach allein zu Hause herumzuexperimentieren. Wenn ihr dass beherzigt kann eigentlich gar nicht so viel schiefgehen. Ich wünsche euch jedenfalls viel Erfolg und hoffentlich nicht allzu viel Detektivarbeit. :)
Quellverweise
- *1 - Ashwood P, Anthony A, Pellicer AA, et al. Intestinal lymphocyte populations in children with regressive autism: evidence for extensive mucosal immunopathology. J Clin Immunol.2003;23(6):504-517
- *2 - Brandtzaeg PE. Current understanding of gastrointestinal immunoregulation and its relation to food allergy. Ann N Y Acad Sci. 2002;964:13-45.
- *3 - Rook GA, Adams V, Hunt J, et al. Mycobacteria and other environmental organisms as immunomodulators for immunoregulatory disorders. Springer Semin Immunopathol. 2004;25(3-4):237-255.
- *4 - Oehling A, Fernandez M, Cordoba H, et al. Skin manifistations and immunological parameters in childhood food allergy. J Investic Allergol Clin Immunol. 1997;7(3):155-159.
- *5 -Rea WJ. Environmentally triggered small vessel vasculitis. Ann Allergy.1977; 38: 245-52.
- *6 - Rea WJ, Smiley RE, Edgar RE et al. Recurrent environmentally triggered thrombophlebitis: a five-year follow-up. Ann Allergy 1981; 47:338-44.
- *7 - Brostoff, J. Food Allergy and Intolerance.
- *8 - Hadjivassiliou M, Grunewald RA, Chattopadhyay AK, et al. Clinical, radiological, neurophysiological, and neuropathological characteristics of gluten ataxia. Lancet. 1998;352(9140):1582-1585.
- *9 - Matsumura T. Kuroume T. The role of allergy in the pathogenesis of the nephritic syndrome. Jpn J Pediatr. 1961; 14:921.
- *10 - Matsumura T, Jurome T, Matsui A et al. Therapy of the nephritic syndrome by eradication of foci and elimination diets. Proc 13th Int Cong Pediatr 1971; 41.
- *11 - Sandberg DH, McLeod TF, Strauss J. Renal disease related to hypersensitivity to foods. In: Food allergy: new perspectives.(Gerrard JW, ed.), Springfield: Charles C Thomas, 1980; 144.