Regenerative Mitochondrienmedizin - Das Puzzle setzt sich zusammen
Es sind nun schon einige Jahre vergangen, in denen ich versuche mein persönliches Gesundheitspuzzle für mich zusammenzusetzen. Nicht selten wurde ich als vermeintlich „gesund“ eingestuft, wieder von den Ärzten nach Hause entlassen. Meine Blutbilder sahen schließlich okay aus und es gab deshalb auch keine sinnvolle Erklärung für mein komplexes Krankheitsbild. Allergien, Darmentzündung, Zöliakie, Gedächtnisstörungen oder MS – irgendwann hatte ich die Nase voll und bin selbst auf die Suche gegangen und habe mich in vielen langen Nächten durch tonnenweise Bücher gewühlt. Mittlerweile habe ich wohl schon über 150 Bücher durchgearbeitet. Die Themenpalette greift über die komplexesten medizinischen Sachbücher hin zu gesundheitsverherrlichen Kompendien selbst ernannter Gesundheitsgurus. Manchmal denke ich, dass ich weiterhin nicht schlauer bin. Jedoch gibt es immer wieder ähnliche Beobachtungen, die auf „die“ eine Hauptursache von zahlreichen chronischen Krankheitsbildern schließen lassen.
Anlass zur Hoffnung?
Gerade wenn man mit sogenannten chronisch degenerativen Krankheitsprozessen dranhängt, findet sich eine der wesentlichen Ursachen oftmals in beschädigten Mitochondrien. Viele wissen nicht einmal, dass es die Mitochondrien überhaupt gibt, geschweige denn, dass sich mittlerweile ein ganzer Medizinzweig mit dem Zellstoffwechsel und dessen komplexe Zusammenhänge beschäftigt.
Doch den gibt es tatsächlich: Die Rede ist von der „regenerativen Mitochondrienmedizin“ (oder auch mitochondriale Medizin). Das erste Mal darüber gelesen habe ich in dem Buch von Dr. Terry Wahls „Minding my Mitochondria“. Dr. Wahls saß bereits mit chronisch progredienter MS an den Rollstuhl gefesselt und hat sich mithilfe eines eigenen Ernährungskonzeptes, das auf den Grundlagen der Paleo Ernährung basiert, daraus wieder erhoben.
Sie behauptet, dass die Symptome Ihrer MS rein durch direktes Einwirken auf die Mitochondrien wieder zurückgebildet werden können. Nach nur einem Jahr hat sie sich wieder aus dem Rollstuhl erheben können, um mit Ihrem Rad eine 18 Meilen (ca. 29 km) Tour anzutreten. Mittlerweile trägt sie ihre Botschaft in die Welt hinaus. Ihre Anhängerschaft wächst stetig. Sie nennen sich selbst „Wahls Warrior“, was ich im Hinblick auf unsere Jäger- und Sammler-Vorfahren ganz treffend finde.
Gibt es Mitochondienmediziner in Deutschland?
Ich habe mich dann auch mal testweise umgeschaut, ob es Mediziner gibt, die in Deutschland bereits auf den Zug der Mitochondrienmedizin aufgesprungen sind. Relativ schnell bin ich dann auf den Rostocker Mitochondrienpapst und Buchautor Dr. Kuklinski gestoßen. Er hat bereits einige Bücher zu diesem Thema herausgebracht. Für mich ein wichtiger Meilenstein, endlich einmal tieferes Verständnis darüber zu bekommen.
Nebenbei sind seine Bücher absolut lesenswert. Somit habe ich weitergesucht und beschlossen diesen Artikel zu schreiben, um hier auch ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten. Am Ende dieses Artikels werde ich einige Webseiten von Ärzten und Heilpraktikern auflisten, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetzen. Das sind bestimmt längst nicht alle, deshalb würde ich mich freuen, wenn Ihr mir weitere Adressen zu Webseiten senden würdet, um das Netz weiter auszubauen. Ich bin überzeugt, dass die mitochondriale Medizin zeitnah salonfähig werden könnte.
Warum meine ich das? Weil ich merke, dass es auch „mir“ geholfen hat und auch immer noch hilft. Viele der Symptomatiken, die ich vorher hatte, sind verschwunden oder zumindest nicht mehr spürbar. Es erfordert viel Akribie, die komplexen Zusammenhänge im Zellstoffwechsel zu begreifen. Deshalb kann ich auch verstehen, dass viele Mediziner mit dem Thema zuweilen überfordert sind. Aber worum geht es in der Mitochondrialen Medizin genau? Hier ein Crashkurs:
Was sind Mitochondrien?
Mitochondrien bezeichnet man auch als „Kraftwerke“ der Zellen und diese kommen in fast allen Eukarioten (Zellen mit Zellkern) vor. In den Mitochondrien wird ATP (Energie) produziert. Um in Zahlen zu sprechen, existieren tatsächlich Billiarden davon in unseren ca. 70 Billionen von Körperzellen. In manchen Organen mit hohem Energiedurchsatz, wie Herz, Lunge, Leber oder Gehirn, kommen sie sogar in besonders hoher Konzentration vor. Da sie durch die ATP-Bildung gewissermaßen das „Benzin“ für unser biologisches System bereitstellen, können Fehlfunktionen unter bestimmten Bedingungen das korrekte Funktionieren des gesamten Systems gefährden.
Mitochondrien erfüllen über die ATP-Produktion hinaus weitere essenzielle Funktionen für die Zelle (z. B. Eisen-Schwefel-Cluster-Bildung). Doch das ist noch längst nicht alles. Zum Beispiel läuft dort der energieliefernde Abbau des aus Traubenzucker erzeugten Pyruvats ab, dessen Produkt Acetyl-Coenzym A wiederum in den Citratzyklus eingeht (läuft ebenso in den Mitochondrien ab). Auch ist der zelleigene Fettsäureabbau ein Stoffwechselweg der Mitochondrien. Teile des entgiftenden Harnstoffzyklus der Leber sind ebenso hier angesiedelt. Die Liste lässt sich endlos so weiterführen. Fakt ist: Ohne gesunde Mitochondrien, kein gesunder Zellstoffwechsel, ohne gesunden Zellstoffwechsel kein gesunder Körper!
Vorsicht also vor Schäden!
Schäden an diesen Energieproduzenten können durch eine mangelnde Versorgung oder durch schädliche Einflüsse von Außen entstehen. Mitochondrien sind unter diesen ganzen Aspekten also eine sehr empfindliche Achillessehne. Dabei stehen besonders psychische Stressoren ganz oben auf der Liste. In der klassischen Schulmedizin sind die Mitochondrien nach wie vor im toten Winkel. Verständnis zu diesem Thema ist dort leider ziemlich rar gesät. Dazu kommt, dass insbesondere Medikamente die ATP-Bildung drosseln und damit zur mitochondrialen Dysfunktion führen können. Das wurde schon lange erkannt, die Schulmedizin hängt da aber immer noch Jahrzehnte hinterher.
Eine der Hauptsäulen der Mitochondrialen Therapien besteht in der Gabe von Mikronährstoffen, um einen korrekten Zellstoffwechsel wieder herzustellen. Diese Form der Therapie gilt heutzutage aber als unwissenschaftlich und nicht evidenzbasiert. Es gibt jedoch immer mehr Hinweise, dass jeder therapeutisch Arbeitende tagtäglich mit Krankheiten und Syndromen zu tun hat, die wesentlich von dem Zustand der Mitochondrien abhängig sind. Um mal einige Schwergewichte zu nennen, wären das z. B. Allergien, Autoimmunkrankheiten, Herzprobleme usw. Es hat sich mittlerweile durch zahlreiche Beobachtungen gezeigt, dass Krankheiten wesentlich erfolgreicher behandelt werden können, wenn man an „dieser einen Hauptursache“ ansetzt. Die Aussichten auf wirkliche Besserung stehen also gut für die Patienten.
Was ist eine Mitochondriopathie?
Wie schon weiter oben erwähnt, können Schäden an den Mitochondrien enorme Auswirkungen auf den betroffenen Menschen haben. Bekannt sind die sogenannten Mitochondriopathien als Erbkrankheiten. In der Regel zeigen diese sich bereits im Kindes- oder Jugendalter und betreffen einzelne Enzyme der Mitochondrien. Diese fallen bei den Erkrankten vollständig aus. Je nach Bedeutung dieser Enzyme ist das Leiden der Betroffenen unterschiedlich stark. Die Behandlung erfolgt in der Regel symptomorientiert.
Nach neuesten Erkenntnissen können Mitochondriopathien jedoch auch im späteren Leben auftreten. Das sind dann aber keine Folgeerscheinungen genetischer Defekte. Man spricht dann von erworbenen Fehlfunktionen der mitochondrialen Biochemie.
Auslöser können sein:
- Umweltbelastungen
- Chemikalienexpositionen (Amalgam, Schwermetalle, Lösungsmittel, o. Ä.)
- mechanische Traumata (HWS o. Ä.)
- multifaktorielle Überlastungen der körperlichen Entgiftungsfunktionen
All diese Dinge können zu latenten Entzündungserscheinungen führen, deren Radikalausschüttung sowohl oxidativen als auch nitrosativen Stress hervorrufen. Das sind in der Regel Prozesse, die über längere Zeiträume ablaufen und werden deshalb auch nicht rechtzeitig erkannt, geschweige denn beseitigt. Dieser Dauerbeschuss freier Radikale belastet insbesondere die Mitochondrien und wie wir schon weiter oben gelernt haben, können Fehlfunktionen in den Mitochondrien wiederum eine Kaskade von neuen Problemen in Gang setzen. Die beschriebenen Probleme finden natürlich niemals isoliert in einer Zelle statt. Oftmals ist der Körper mit vielen unspezifischen und komplexen Symptomen belastet, was es dem Arzt enorm erschwert, da überhaupt noch irgendwelche Zusammenhänge zu erkennen.
Auf zu mitochondrial basierten Therapieansätzen
Ziel der Mitochondrienmedizin ist es, direkt an der Ursache anzudocken, um letztlich die Symptome an der Oberfläche aufzulösen. Hierbei stehen natürlich das Auffinden und Abschalten auslösender Belastungen ganz oben auf der Liste.
Weitere Maßnahmen:
- der Einsatz orthomolekularer Medizin/Mikronährstofftherapie
- eine gezielte Ernährungsumstellung
- Darmbehandlungen, (Darmsanierung, Darmreinigung etc.)
- Entgiftungsmaßnahmen
- speziell entwickelte Diagnose und Therapietechniken
Was man außer der Reihe noch tun könnte, um die Mitochondrien zu schützen, oder gar zu vermehren:
- Bewegung im Allgemeinen
- besser: HIIT High Intensity Intervall Training
- gezielter Sauerstoffentzug aus der Atemluft (Intervall-Hypoxie-Therapie (IHT), Imitation von Höhenluft)
- Laserlicht-Infusionen
- für ein ausreichendes Schlaflevel sorgen
- ab 18 Uhr nichts mehr essen, oder gar gänzlich aufs Abendessen verzichten (Dinner Cancelling → HGH Produktion)
- Heilfasten im Allgemeinen
- für ausgeglichene Ruhe- und Entspannungsphasen sorgen (tägliche Meditation)
- prinzipiell alle Säulen des Gesundheitsfundamentes reflektieren und optimieren
Fast immer ist langfristig bei den Patienten eine Besserung des Krankheitszustands zu beobachten. Wer sich für das Thema interessiert, kann sich schon sehr viel Know-how über Mikronährstoffe und Co. erlesen. Der Gang zu einem erfahrenen Mitochondrialmediziner ist jedoch unerlässlich. Also unternehmt nicht auf eigene Faust, ohne Euch hundertprozentig sicher zu sein, was Ihr da tut.
Hier einige Anlaufstellen, die ich für Euch zusammengetragen habe:
- BioMedical Center Speyer (inkl. Schulungszentrum für Mitochondrialmediziner)
- Doz. Dr. sc. med. Bodo Kuklinski
- Dr. med. Alexander Michalzik
- Dr. med. Gregor Gahlen
- Dr. med. Wolfram Kersten
- Naturheilpraxis Dirk Rüdiger Noschinski
- Dr. med. Jens Neidert
- Dr. med. Lothar Hollerbach
- Naturheilpraxis Doc Ritter
- Naturheilpraxis Gudrun Fehmel
Einige Buchtipps
- Chronische Erkrankungen erfolgreich behandelt mit der regenerativen Mitochondrien-Medizin
- Mitochondrientherapie – die Alternative: Schulmedizin? - Heilung ausgeschlossen!
- Vitalstoffe, die Medizin der Zukunft: Mein Mitochondriales-Orthomolekulares Therapie-Konzept
- Mitochondrien: Symptome, Diagnose und Therapie
- Neue Chancen – Gesünder mit Mikronährstoffen: Schützen Sie Ihre Zellen vor „Freien Radikalen“
- Wieder neue Kraft: Bei Burn-out-Syndrom, krebsbedingter Erschöpfung und CFS, ein wirkungsvoller Weg aus der Erschöpfung
- Explaining unexplained illnesses
- Zauberpille 4. Die Logik und Zwangsläufigkeit von Krebs und seinen Vorläufererkrankungen
- Chronisch gesund (Prinzipien einer Gesundheitspraxis)
Hinweis: Bei den o. g. Buchtipps handelt es sich um sogenannte „Partnerlinks“ im Rahmen des Amazon Partnerprogramms. Die Links enthalten pseudonymisierte Online-Kennungen, die es beim Drittanbieter (in der Regel mit Setzen von Cookies) nachvollziehbar machen, ob ein Nutzer etwa eine Bestellung getätigt hat. Wir erhalten daraufhin ggf. eine Provision dieses Drittanbieters. Du hast dadurch keinen finanziellen Nachteil. Weiere Informationen unter Datenschutz.
Ich hoffe, dass Euch dieser Artikel über Mitochondrienmedizin gefallen hat. Meiner Meinung nach haben wir hier keine „weitere Sau“, die durchs Dorf getrieben wird. Ich denke, dass die Mitochondrienmedizin die klassische Schulmedizin wunderbar ergänzen könnte. Sie wirft noch einmal einen anderen Blickwinkel auf bestimmte Krankheitsbilder und das sowohl präventiv als auch regenerativ. Es bleibt aber wie immer spannend, deshalb werde ich auch hier am Ball bleiben! :)